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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Pluto

Links: Astrologie, Jenseits, Mythologie, Nachtmeerfahrt, Regression, Schatten, Teufel, Tod, Unterwelt

Definition: Pluto ist in der römischen Mythologie 1) gr. Hades, Gott der Unterwelt, des Totenreichs 2) transsaturnischer Planet, 1930 nach jahrzehntelangen Berechnungshypothesen auf fotografischem Weg, nicht in direkter Sicht entdeckt.

Information: Dies ist typisch für den Archetypus an sich: Er und sein Reich sind dem Auge verschlossen, er selber ist gesichtslos. Sein Attribut ist die Tarnkappe; seine Protagonisten treten maskiert oder völlig verhüllt auf, mit geschlossenem Visier (der „dunkle Unbekannte“). Pluto / Hades ist der dritte der herrscherlichen Dreieinigkeit Zeus-Poseidon-Hades und kann als Schattenbruder des Zeus angesehen werden, der als „Zeus katachthonios“ (= unterirdischer Zeus) zuweilen in die Rolle des Hades bzw. in die Gestalt einer unterweltlichen Schlange schlüpft. Seine Tiere sind schwarzes Pferd, schwarzer Panther, Cerberus (Höllenhund, Wolf). Plutos ist griechisch auch „der Reiche“, und tatsächlich verfügt der Unterweltsherrscher über unermessliche Schätze. Doch auch sie tragen gewissermaßen eine Tarnkappe: unkenntlich unter ihrer Verhüllung. Entweder erscheinen sie zu unscheinbar und wertlos, oder zu abstoßend.

Interpretation: Psychologisch gesehen können wir Pluto überall dort vermuten, wo starke Zwänge und paranoide Züge herrschen. Traumatische Erfahrungen haben die Tendenz, sich zu verkapseln um unbewusst zu bleiben und das Bewusstsein nicht zu stören. Statt dessen aber ziehen sie wie ein „Schwarzes Loch“ Lebensenergie an sich, wandeln sie in latente Gefühle von lauernder Bedrohung um und gewinnen unheimliche Macht, in der das Bewusstsein seine Autonomie einbüßt. Pluto / Hades ist die männliche Version der verschlingenden Todesmutter, des unterweltlichen Drachen, der den Schatz (die Lebenskraft, die Seele, die Prinzessin) bewacht. Pluto ist ein archetypisches Bild extremer, erzwungener Introversion, der die Libido in sein verborgenes Reich hinabzieht und (scheinbar) zum spurlosen Verschwinden bringt. Prozesse im Zeichen des Plutonischen sind langwierig und gekennzeichnet durch Hoffnungslosigkeit.

Ein mythisches Beispiel dafür ist Demeter nach dem Raub ihrer Tochter Kore (Symbol der blühenden Lebenskraft). Mutter und Tochter sind nach dem „Raptus“ (= „Raub, Wegreißen“) spiegelbildlich von Hoffnungslosigkeit gefesselt, in plutonischen Zwängen tiefer Depression.

Gesellschaftliche Entsprechungen negativer plutonischer Aspekte finden sich in offensichtlich totalitären Systemen (systematische Erfassung und Vernichtung Andersdenkender, Macht der Geheimdienste) wie auch im heimlich-unheimlichen Terror mafiöser Strukturen. Macht, oft maskiert, als Antrieb, der alle Mittel heiligt. Kulte des Unheimlichen, Geheimbünde, zerstörerische Symbiosen, Triebkomplexe. Auf der Unterhaltungsebene Krimis, Psycho-Thriller, Pornos, Gewaltverherrlichung.

Bei der plutonischen Kraft handelt es sich jedoch auch um Erkenntnisdrang, um den Drang zur geistigen Transformation, zur faustischen Erkenntnis des „Stirb- und Werde“ und dessen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Pluto birgt in sich das Heiligste wie auch das Verdammenswerteste. Pluto in Märchen, Träumen, Imagination kann der Tod sein, oder das Fremde und Unheimliche schlechthin, das oft nur unbestimmte Gestalt hat und mehr dräuende Hinter- oder Untergrundstimmung ist als konturierte Gestalt. Verzauberung, Verhüllung und Verbergung sind das Wesen des Plutonischen, das sich auch in Motiven der Schatzsuche, des verborgenen Schatzes, des Rätsels und Geheimnisses schlechthin, zeigt.

In astrologischer Interpretation zeigt die Stellung Plutos, welches Lebensfeld unbewusst überwertig besetzt ist und einer neuen Einstellung bedarf, wo unbewusste Aggression die Lebenskraft lähmt und ungestaltete, archaisch gebliebene Affekte verborgen sind. Oft haben darin verdrängte Konflikte vorangehender Generationen ihren Niederschlag gefunden. In der Regel handelt es sich darum um Zwänge, die nicht aufgelöst werden können, sondern allenfalls bestmöglich organisiert und durch allmähliches Überwachsen verwandelt. Möglicherweise wird dann unvermutet ein reichhaltiges Erbe (der verborgene Schatz) sichtbar.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte