Außerirdischer: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Außerirdische, Außerirdischer
Links: Ausland, Besucher, fremder Bote, Engel, Geist, Heldenreise, Hermes, Medium, Reise, Schatten, Ufo
Definition: Wesen, Kräfte und Mächte, die außerhalb der Erde existieren (extraterrestrisch)
Information: Die Vorstellung außerirdischer Lebensformen und Zivilisationen ist ein fester Bestandteil der Science Fiction in Literatur und Film. Das Fiktive und Fantastische bietet viel Raum für Projektionen und für die Gestaltung archetypischer oder mythologischer Motive, wobei Außerirdische in unterschiedlicher symbolischer Bedeutung auftreten können. Vielen Science-Fiction-Erzählungen liegt das Motiv der Reise ins Unbekannte (Heldenreise) zugrunde, bei der menschliche Raumfahrer in einer Zukunftswelt mit Außerirdischen zusammentreffen. Ein weiteres Szenarium ist die Ankunft Außerirdischer auf der Erde, die häufig den Charakter einer Invasion hat.
Interpretation: Allgemein kann man die Begegnung mit Außerirdischen als eine Begegnung mit dem Fremden, Ganz-Anderen in all ihren Facetten verstehen.
Ein häufiger vorkommendes Motiv sind Horrorvisionen einer existenziellen Bedrohung durch absolut bösartige, vernichtende Wesen. Eine fremde Lebensform als Repräsentation des absolut Bösen findet sich beispielsweise in dem Film "Alien". Als Schattenfiguren kann man auch die Klingonen in den "Star Trek"-Serien und Filmen sehen. Diese werden äußerst martialisch dargestellt und treten über längere Zeit als Feinde der Föderation auf, allerdings als Feinde, mit denen man so etwas wie einen "guten Krieg" führen kann. Im weiteren Verlauf wird mit ihnen ein Friedensvertrag geschlossen.
Vielfach werden Außerirdische als in ihrer Entwicklung weit fortgeschritten dargestellt, der Menschheit technologisch, im Hinblick auf Intelligenz und mentale Fähigkeiten oder sonstwie weit überlegen. Zum einen kann auf diese Weise der Kampf mit einem überlegenen Gegner thematisiert werden. So gelingt es etwa in dem Film "Independence Day" den menschlichen Helden, ins Innere eines der riesigen Mutterschiffe der Außerirdischen vorzudringen und es durch List zu zerstören, eine Aktion, die wie eine Drachentötung anmutet. Außerirdische erscheinen aber auch als Wesen von überlegener Weisheit und Einsicht oder als unbegreifliche, erhabene, gottähnliche Existenzformen.
In dem Roman "2001. Odyssee im Weltraum" von Arthur C. Clarke (1968) wird der Kontakt mit derartigen Wesenheiten, die auch einstmals die menschliche Bewusstseinsentwicklung auf der Erde initiiert haben, als mystische Erfahrung beschrieben, durch die der Held eine Transformation in eine neue Seinsweise erfährt.
Mit Außerirdischen verbindet sich vielfach die Vorstellung von Wesen, die "nicht von dieser Welt", aus den Tiefen des Universums stammen. Als in diesem Sinne "himmlische Wesen" können sie in der Phantasie heutiger Menschen den Platz von Engeln, Geistern, Dämonen einnehmen. Dementsprechend werden mediumistische Kontakte heute auch häufig als Verbindungen mit Außerirdischen interpretiert.
Die Überzeugung, dass die Erde tatsächlich, womöglich schon seit Jahrtausenden, von Außerirdischen besucht wird, kann man als "modernen Mythos" betrachten. Ein zentrales Moment dieser Vorstellungswelt bilden Erzählungen über die Entführung durch Außerirdische (Ufo). Die in diesem Kontext am häufigsten beschriebenen Außerirdischen sind die "kleinen Grauen", kleine, dünne, zierliche Wesen mit großen, birnenförmigen, haarlosen Köpfen, winzigen Nasen und Mündern. Das hervorstechendste Merkmal sind die riesigen schwarzen Augen, die diesen ansonsten aufgrund ihrer Physiognomie an Kinder erinnernden Wesen etwas sehr Fremdartiges und Unheimliches verleihen. Es heißt, von den Augen gehe eine "zwingende Kraft" aus, wenn man ihnen in die Augen sehe, verfalle man in einen Zustand der Willenlosigkeit, sei ihnen hilflos ausgeliefert.
Diese Wesen werden als kalte, distanzierte Wissenschaftler, die ihre Entführungsopfer traumatisieren und missbrauchen, andererseits auch als Helfer und Begleiter der menschlichen Entwicklung gesehen. Man könnte sie vielleicht am ehesten mit der zwielichtigen, widersprüchlichen Gestalt des Hermes-Mercurius in Verbindung bringen. Sie erscheinen kindlich-koboldhaft, dabei außerordentlich machtvoll in ihrer Fähigkeit zur mentalen Beeinflussung und Kontrolle. Wenngleich ihnen überlegene geistige Qualitäten zugesprochen werden, stellt man sie sich doch auch als sterbliche Wesen vor, die bei einem Ufo-Absturz ums Leben kommen können. Wie der Mercurius in der Alchemie scheinen sie auch eine Rolle in einem gegensatzvereinigenden Wandlungsprozess zu spielen.
In Betracht zu ziehen ist noch die Fantasie, selbst eigentlich von außerirdischer Herkunft zu sein. Diese Fantasie kann Gefühle völliger Einsamkeit, Entfremdung, Nicht-Zugehörigkeit zur menschlichen Gesellschaft beinhalten, verbunden mit der Vorstellung, "etwas Besonderes", mit außergewöhnlichen Fähigkeiten begabt zu sein. Man kann dabei an das Motiv des Helden denken, der von besonderer, königlich-göttlicher Herkunft, aber als Kind ausgesetzt und verlassen ist, dessen menschliche Eltern nicht seine wirklichen Eltern sind. Darüber hinaus bedeutet das Einnehmen einer außerirdischen Perspektive aber auch eine ganz andere Sicht auf die menschliche Wirklichkeit, aus der bisher Selbstverständliches in Frage gestellt wird.
Literatur: Standard
Autor: Kahlert, Martina