Rad: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Rad
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Definition: Das Rad (lat. rota, siehe auch: lat. rotare, sich kreisförmig herumdrehen, rotieren, lat. rotundus, scheibenförmig) ist ein Maschinenelement zur Kraft- beziehungsweise Drehmomentenübertragung, besonders zur rollenden Fortbewegung.
Eine Karte mit der Bezeichnung "Schicksalsrad" auch oder auch "Glücksrad" ist die zehnte Karte der Großen Arkana des Tarot-Kartenspiels.
Information: Das Rad besteht aus der Nabe, die die Verbindung zur Achse, Welle oder zu einem Zapfen herstellt, dem kreisförmigen Radkranz (Felge) und der beide Teile verbindenden Radscheibe (Scheibenrad), deren Funktion auch durch Speichen (Speichenrad) übernommen werden kann.
Das Rad gilt als eine der wichtigsten Erfindungen bzw. Entdeckung der menschlichen Kulturentwicklung.
Älteste Raddarstellungen stammen aus dem sumerischen Ur etwa 2600 v. Chr. Wagenräder mit Speichen finden sich um 2000 v. Chr. in Nordmesopotamien und um 1600 v. Chr. bei dem ägyptischen Streitwagen. In Europa ist das Rad (als Scheibenrad) seit etwa 2000 v. Chr. nachweisbar, seit der späten Hallstattzeit mit Felge, Speichen und eisernen Reifen.
Im vorkolumbianischen Amerika war das Rad unbekannt.
Interpretation: Als religiöses Symbol steht das Rad für den Weg der Sonne durch Raum und Zeit und für den Lauf des menschlichen Lebens und der Welt; zum einen eine zyklische Weltauffassung versinnbildlichend, der zufolge alle Dinge periodisch wiederkehren, zum anderen das Auf und Ab des Werdens und Vergehens und die Vergänglichkeit ausdrückend.
Im Christentum ist es Symbol des Kosmos (mittlere Fensterrose in Kathedralen) und Hinweis auf Jesus Christus als den Kosmokrator oder Weltenherrscher (Kreuz im Rad).
Das "Rad" der Geschichte zurückdrehen: Das Rad der Zeit oder das Rad der Geschichte sind seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen gebräuchliche Bilder für den Wechsel durch die Zeitläufte und den Fortgang der geschichtlichen Entwicklung. Eine daran angelehnte Formulierung ist möglicherweise durch das Kommunistische Manifest (1848) von Karl Marx und Friedrich Engels bekannt und gebräuchlich geworden. Dort heißt es im Abschnitt I (Bourgeois und Proletarier): "Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker, der Bauer, sie alle bekämpfen die Bourgeoisie, um ihre Existenz als Mittelstände vor dem Untergang zu sichern. Sie sind also nicht revolutionär, sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär, sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehen. - Wenn heute gesagt wird, daß das Rad der Geschichte sich nicht zurückdrehen läßt, so drückt man damit aus, daß historische Entwicklungen nicht rückgängig gemacht werden können."
Das Rad (aus der indogerm. Wurzel roto = Rad, Wagen) entwickelte sich als geistig-religiöses Ideogramm bereits in der Jungsteinzeit aus dem Ringkreuz, das bereits in der Mittelsteinzeit als Ideogramm gestaltet wurde, längst vor einer praktischen Verwendung des Rades. Es ist als archetypisches Grundmuster, ein kosmisches Ordnungssymbol, das auch als Kreis (vgl. Steinkreise, astrologischer Tierkeis, kreisförmige Kaiendarien) und als Mandala erscheint. Im Bild des Rades ist die Bewegung enthalten, jedoch nicht die lineare, forteilende, sondern die Bewegung von Auf und Ab und sich wiederholender Wiederkehr. Bereits keltische Inschriften (New Grange, 2500 v. Chr.) bezeugen die Vorstellung eines sich ständig bewegenden Lebensrades. In der altislamischen persischen Tradition dreht sich das Weltrad des Himmels mit seinen Gestirnen um die Erde; die Geschicke der Menschen sind in die Gestirne geschrieben. In der buddistischen Tradition spielt das Rad als "Rad der Lehre", als Symbol für Karma und Wiedergeburt eine wichtige Rolle. Altiranische Städte waren als Radstädte angelegt; in verschiedenen asiatischen Traditionen gab es den "Radkaiser". In der antiken Welt, ebenso wie im frühen Christentum symbolisierte das Rad die Sonne bzw. Gott und war ein Glücksymbol, daher der Glücksgöttin (griech. Tyche, lat. Fortuna) zugeordnet.
In vielen Kulturen war das Rad auch Symbol der inneren Reise; so bezeichneten die Alchemisten ihr Werk auch als "rota" Das Rad symbolisiert nicht nur Bewegung und Wiederkehr, sondern auch das gleichwertige Nebeneinander verschiedener Aspekte, deren polarer Bezug durch sich gegenüberliegende Positionen auf dem Rad ausgedrückt wird (Orientierungsfunktionen), Farbkreis; Hexagramme des I-Ging etc). Daher ist das Rad das ideale Ideogramm zur Darstellung von Gleichheit und Wechselbeziehung, der Gleichzeitigkeit von Gegensätzen (z. B. Geburt und Tod; Bewegung und Stabilität; Vergänglichkeit und Transzendenz; Aufstieg und Niedergang), die damit nicht als zwei getrennte Ereignisse, sondern als zwei immer gegenwärtige Aspekte eines fortlaufenden Prozesses erscheinen.
In der esoterischen Tradition thematisiert diese Tarotkarte die Ideen bezüglich des Problems von Fall und Wiederaufstieg auf dem Hintergrund der hermetischen und biblischen Weisheitslehre. Gegenstand ist die Beziehung zwischen Tierheit und Menschheit. Die über dem Rad sitzende Sphinx stellt die vereinigte Tierheit und Menschheit dar, die entweder noch nicht differenziert oder schon wieder integriert sind. Dieses Arcanum stellt die Schicksalsfrage: Wie können die tierischen und die menschlichen Elemente in der menschlichen Persönlichkeit zu einer Einheit zusammengeführt werden, ohne etwas auseinanderzureißen oder zu verwerfen ? Wie kann man in den tierischen Bereich hinabsteigen, ohne tierhaft zu werden, und wie kann man ohne Zwang die Tierheit in den Bereich des Menschlichen aufsteigen lassen? Ziel ist die Wiedervereinigung von Tierheit und Menschheit nach dem Fall aus dem Paradies.
In psychologischer Hinsicht symbolisiert die Karte den schicksalhaften Wandlungsprozess der Psyche, zentriert um den unbeweglichen, transzendenten Mittelpunkt, das Auf und Ab von Progression und Regression, den Wechsel von Expansion und Rückzug, von Extraversion und Introversion, das Zusammenspiel der Orientierungs-Funktionen, von Absterben und Erneuerung. Das Bild dieses Arcanums kann als Mandala hilfreich sein, um Schicksalsfragen wie "Vorbestimmtheit oder Freier Wille", "Geburt und Tod", "Aufstieg und Niedergang" zu meditieren.
Literatur: Standard
Autor: Rafalski, Monika