Identität: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Identität
Definition: Identität (lat identitas; Wesenseinheit) meint das Gleichsein oder Dasselbe-Sein im Sinne von wesensmäßiger Gleichsetzung und Übereinstimmung. In diesem Sinne versteht sich Identität im Allgemeinen als Begriff dafür, dass etwas mit sich selbst identisch ist – also dasselbe ist (Selbigkeit). Im Hinblick auf den Menschen ist konkret die personale Identität gemeint – also dass dieser Mensch dieser Mensch ist.
Information: In der Antike und im christlichen Weltbild herrschte die Vorstellung einer göttlichen, unverrückbaren und unwandelbaren Substanz als Kern und Innerstes des Menschen, welches diesen zugleich qualitativ festlegt ("menschliche Substanz"). Seit der Scholastik ist unzweifelhaft, dass Menschen als denkende Wesen sich dadurch auszeichnen, dass sie ein Verhältnis zu sich selbst aufweisen (Selbst im eigentlichen Sinne, Selbstheit, Ipseität, Subjektivität). Die Dopplung von Selbstheit und Selbigkeit kann als fundamentales Charakteristikum des Menschen angesehen werden. Sie findet sich im psychologischen Verständnis am ehesten in den Konzepten des "Ich" und des "Selbst", philosophisch am ehesten im Konzept der personalen aber auch interpersonalen Identität.
Interpretation: Symbole der Identität sind vielfältig und letztlich unabschließbar. Sie können näherungsweise in dreierlei Weise unterschieden werden: Symbole der Identität als Identität, Symbole der Identität als Kulturspezifikum, Symbole der Identität als Person.
Die kulturspezifische Symbolisierung von gesellschaftlichen Stellungen, persönlichen Eigenarten oder auch Berufen ist von besonderer Bedeutung. Die Codes dieser Symbolisierungen sind nicht nur kulturspezifisch elaboriert, sie unterliegen auch einem ständigen Wandel. Trotzdem gewinnen Menschen immer wieder den Eindruck, dass es geradezu archetypisch symbolisierte Identitäten gibt. Dies hat auch damit zu tun, dass als zentrale Aufgabe von Symbolen die Sicherheit der Identifizierung des Trägers oder seiner kulturellen Funktion angesehen werden muss. Symbole verschwinden, wenn sie diese Sicherheit nicht mehr leisten können oder deren symbolisierte kulturelle Funktion nicht mehr existent ist. Kulturspezifische Identitäten symbolisieren sich in unübersehbarer Weise, ihre Symbole sind in der Regel trag- und austauschbar, gelegentlich aber auch in den Körper eingebrannt. Hierbei kommen – in absteigender Bedeutungsreihenfolge – dem Gesicht (Schmuck, Brandzeichen, Tätowierung), dem Haar (z. B. Tonsur, langes Haar) bzw. Haarschmuck (Federn, Zöpfe) und den Händen (Ringe, Tätowierung) und der Kopfbedeckung (z. B. als Krone, Helm, Hut oder Haube), aber auch der weiteren Kleidung (Talare, Umhänge) und dem Kleidungsschmuck (Orden, Abzeichen) sowie mitzuführenden Gegenständen (Zepter, Waffen) besondere Bedeutung zu.
Ärztliche Symbole sind neben dem Äskulapstab aus antiker Zeit insbesondere moderne Symbole wie der weiße Kittel oder das Stethoskop. Diese Symbole sind in dem Sinne unpersönlich, als die einzelne Person unwichtig und austauschbar ist – obwohl die einzelnen Personen als Träger der Symbole benötigt werden. Dahingegen sind persönliche Symbole schon per definitionem sehr vielfältig – da sie eben persönlich sind. Dies gilt sogar dann, wenn sie sich am Bekannten orientieren. So ist das Bemühen jedes einzelnen Menschen der aktuellen "nordatlantischen" Kultur bedeutsam, den allen gemeinsamen Kanon an körpergebundenen Symbolen (Körperschmuck, Tätowierung, Haartracht, Mützen, im weiteren auch die Kleidung) und mitzuführenden Gegenständen (Schlüssel, Geldbörse, Mobiltelefon, Tasche) individuell auszuarbeiten. Die kulturell präformierte Symbolsprache unterliegt dabei zudem modischen Wandlungen, wobei Mode als kulturelles Muster der individualisierten Gemeinsamkeit des Symbolkanons wiederum als sie selbst zum Symbol unserer Identität geworden ist (Jemand geht mit der Mode). In der Moderne ist infolge der Aufklärung und damit einhergehenden Auflösung von Symbolen (Traditionen, Säkularisierung) die Notwendigkeit neuer Symbole zur möglichst sicheren Identifizierung des individualisierten Einzelnen besonders prägnant. Galten in früheren Zeiten beispielsweise Wappen als hinreichend sicher zu personalen Identifizierung, können heutzutage neben der Unterschrift, dem Foto des Gesichts (Passfoto) auch Fingerabdrücke oder der individuelle genetische Code als Symbole unserer Individualität gelten. Bereits hieran zeigt sich aber die Abhängigkeit dieser Symbole leiblicher Unverwechselbarkeit von unseren modernen Beobachtungstechniken. Diese scheinbare Unverwechselbarkeit wirft auch neue Fragen auf. So stammen etwa 2/3 aller Zellkulturen weltweit von einer einzigen Person ab (sog. HeLa Line) – die US-Amerikanerin Henrietta Lacks starb 1951 an einem Cervix-Carcinom und ist in molekularbiologischer Sicht heute weltweit in umfangreicherer zellulärer Masse präsent, als je zu ihren Lebzeiten. Personale Identität kann insofern nicht auf eine mittels moderner Techniken benennbare Selbigkeit reduziert werden, sondern fragt stets nach dem "Sich-als-Identisch-Erleben" des einzelnen Menschen.
Von insbesondere psychologischer Bedeutung sind insofern die Symbole der Identität als Identität, da sie insbesondere diesen Selbsterweis des Lebens als ein "sich Sich-selbst-erlebendes Leben " symbolisieren. Diese Symbole finden sich im Hinblick der Symbole des Selbst, des Unergründlichen, des Göttlichen oder der Ganzheit. Häufig nutzen Symbole der Identität als Identität auch einen Mandala -Charakter oder die Symbolik der "Quadratur des Kreises". Im christlichen Menschenbild wird die Seele zumeist in ihrer pneumatisch-leuchtenden Qualität symbolisiert – so scheint die Seele beim Erleuchteten durch den irdischen Körper hindurch und wird als Heiligenschein des (ganzen) Leibes sichtbar. Im Buddhismus ist die wahre Identität des Menschen die Buddha -Natur bzw. Buddha. Sie kann insofern gar nicht symbolisiert werden, da sie bereits in allem Wirklichkeit ist. Sie ist die Wirklichkeit des Symbolisierens, da die Wirklichkeit des Symbols das Symbolisieren ist. Bodhidharma: "Der Geist ist Buddha, und außerhalb Buddhas gibt es keinen Geist. Wenn du denkst, es gäbe einen Buddha irgendwo außerhalb deiner selbst, wo sollte das sein? Es gibt keinen Buddha außerhalb des Geistes, wozu sollte man sich dann so etwas vorstellen? […] Wenn man den eigenen Geist benutzt, um einen Buddha zu suchen, wird man Buddha nicht finden. Solange man woanders sucht, wird man nie erkennen, dass der eigene Geist Buddha ist. Bitte, benutze nicht einen Buddha, um einen Buddha zu verehren."
Literatur: Standard
Autor: Schlimme, Jann