Sand: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Sand

Links: Erde, Sandspiel, Wüste

Definition: Sand (mhd., ahd. sant) ist feinkörniges, lockeres, zerkleinertes Gestein, das durch Verwitterung entstanden ist, durch Wasser oder Wind transportiert wird und einen Teil des Erdbodens bildet.

Information: Sand gibt es "wie Sand am Meer", d.h. er ist weit verbreitet und erscheint zunächst ohne besonderen Wert. Für den Bodenausgleich und den Bau ist Sand allerdings unverzichtbar. Er enthält Silizium, das als Bestandteil von Zement, Beton, Silikonen und Glas ist und in der Chip- und Solaranlagenproduktion eine große Rolle spielt.

Interpretation: Sand ist ein formloses, vielseitiges Element und wegen der unermesslichen Zahl seiner Körner ein Symbol des Wertlosen, aber auch des Überflusses und der Unendlichkeit ("Wie Sand am Meer"). Wegen seiner Unfruchtbarkeit steht er auch für Kargheit, Trockenheit, Beschwerlichkeit und die Sanduhr versinnbildlicht das Verrinnen der Zeit "wie Sand zwischen den Fingern".

In vielen Redewendungen ist Sand negativ besetzt. Auf Sand bauen, d. h. auf unsicheren Grund bauen, sich auf etwas Unsicheres eingelassen haben, leitet sich von Matthäus 7, 26 ab. Im Sand verlaufen, d. h. nichts daraus werden, ergebnislos ausgehen, geht bildlich vom Wasserrinnsal im Wüstensand aus, das rasch versickert und nicht mehr zu sehen ist. Etwas in den Sand setzen wird umgangssprachlich für Misserfolg verwendet. Sand in die Augen streuen bedeutet täuschen, indem man eine Sache günstiger darstellt als sie ist. Sand ins Getriebe streuen heißt verhindern, dass eine Sache gut weiterläuft.

Sand ist ein optimales Spiel- und Gestaltungsmaterial, das jeder seit seiner Kindheit kennt. Im Sandkasten miteinander gespielt zu haben, kann auf eine lange und tragende Verbindung zwischen Menschen hinweisen. Bereits im Sandkasten unterscheiden sich Verhaltensweisen von Kindern deutlich und werden von Eltern und Erziehern entsprechend wahrgenommen und beobachtet: Können die Kinder miteinander ihre Förmchen teilen, lassen sie sich die Sandschaufel wegnehmen oder schlagen sie nach Rivalen damit? Die Sandkastenliebe ist vielen in schöner Erinnerung.

Der Sandmann ist eine in Westeuropa verankerte Sagengestalt, der abends kommt und den Kindern Sand in die Augen streut, damit sie einschlafen. Mit Sandmännchen-Geschichten und Fernsehkurzfilmen (Sandmännchen Ost und Sandmännchen West) wuchsen Generationen von deutschen Kindern auf, für viele war das Anschauen des Sandmännchens im Fernsehen Teil der Abendrituals, vergleichbar mit dem Vorlesen einer Gutenacht-Geschichte. Der Sand, den das Sandmännchen den Kindern in die Augen streute, sollte ihnen gute Träume bringen.

Im therapeutischen Rahmen findet Sand insbesondere im Sandspiel Verwendung. Der gestalterische Umgang mit trockenem oder feuchtem Sand, mit Wasser und Matsch kann an frühe Erfahrungen der Kindheit, an die ersten kreativen Erlebnisse anschließen, auch Erinnerungen an erste soziale Erfahrungen und Erfahrungen mit Autonomie und Grenzen wecken. In Anlehnung an das Weltspiel von M. Lowenfeld entwickelte die Schweizerin Dora Kalff das Sandspiel als diagnostisches und therapeutisches Verfahren. Die Analytische Psychologie und buddhistische Sichtweisen standen Pate.

Sand lässt sich in vielfältiger Weise formen und verwandeln, und er kann, wie eine gute Mutter, als verfügbar, tragfähig und in gewisser Weise unzerstörbar erlebt werden. Er kann als Grundlage für "Bilder aus dem Unbewussten" dienen, kann zu jeder beliebigen Landschaft gestaltet werden und tragende Basis dramatischer Handlungen sein. Er übersteht Kriege, Überschwemmungen und andere Katastrophen, wie sie sehr häufig von Kindern gestaltet und gespielt werden. Mit ihm kann man einen zärtlichen Körperkontakt herstellen, man kann ihn zwischen den Fingern und über die Haut rieseln, sich von ihm bedecken lassen, man kann ihn streicheln, tätscheln, fest anfassen, kneten, etwas ver- oder begraben, Abdrücke und Spuren hinterlassen oder sie verwischen etc.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette