Nigredo: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Nigredo
Links: Alchemie, Alchemie, Phasen der Angst, Depression, Dunkelheit, Nacht, Nachtmeerfahrt, Nebel, Regression, Schwarz
Definition: Der Begriff Nigredo, aus dem Lat. Schwärze, schwarze Farbe, stammt aus der Alchemie.
Information: Er bezeichnet den „schwarzen“ Tod oder die Verwesung und ist mit Finsternis, Dunkelheit, Leiden und Verzweiflung assoziiert. Bilder für die Nigredo sind u. a. Krähe und Rabe, schwarzer Adler, schwarze Sonne (sol niger), bleierner oder eherner Mann (Blei); Totenkopf, Skelett. Sie ist „schwärzer als schwarz“. Bei manchen Autoren gilt die Nigredo als Anfangszustand des alchymischen Werkes, während andere sie als Folge der Coniunctio, der Vereinigung der Gegensätze beschreiben. Im Rosarium philosophorum, dessen Bilderfolge C. G. Jung den psychischen Übertragungsvorgängen zugrunde gelegt hat, folgt die Nigredo auf die Coniunctio (coitus) von König und Königin im Wasser des Merkurbrunnens (Bruder – Schwester Inzest) „Auf dem Gipfel des opus alchymicum wandelt sich der Glanz der Coniunctio plötzlich in Finsternis und Verzweiflung.“ Fabricius, 2003) Alles was schön und als Höhepunkt des Lebens erfahren wurde, verkehrt sich in sein Gegenteil und wird zu Leere, Tod und Schrecken, wird in der Mortificatio zerstückelt und aufgelöst. („Das Schöne ist nur des Schrecklichen Anfang“, sagt Rilke.) Die Nigredo ist jedoch nicht das Ende, sondern der Beginn einer neuen Phase des alchymischen Prozesses.
Interpretation: In der analytischen Psychologie ist die Nigredo Ausdruck von Depression, Energielosigkeit, Libidoverlust (Libido). Aufgrund der Analogie zwischen den einzelnen Schritten des alchymisches Werkes und den Phasen von Übertragung und Gegenübertragung im analytischen Prozess wird die Nigredo als Zustand innerer Leere und psychischem Stillstand verstanden, der auf den psychischen Inzest (coniunctio), ausgelöst durch die Übertragungsliebe, erfolgt. Dabei spielen unbewusste Schuldgefühle und Ängste eine wesentliche Rolle. Schwartz-Salant (1991) beschreibt den N-Zustand, der sich an das innere Erlebnis der Coniunctio in der Therapie von Borderline Patienten anschließt, als „Leblosigkeit“. Im Individuationsprozess symbolisiert die Nigredo Depression und Gefühle der Sinnlosigkeit und Auflösung, wie sie z. B. in der sog midlife crisis auftreten. Können diese nicht ausgehalten werden oder werden sie missverstanden, erfolgt u. U. ein Suicid.
Den Zustand innerer Diffusion und Angst vor Auflösung im analytischen Prozess bringt eine junge Patientin zum Ausdruck, wenn sie darüber klagt, dass ihr „die Welt immer wieder im Nebel versinkt“. Hier kann die Gefahr der psychischen Dissoziation drohen. Schon die Alchemisten kannten diese. Sie projizierten sie u. a. in das Blei, das einen Dämon enthalte, der die Adepten wahnsinnig mache.
Literatur: Standard
Autor: Daniel, Rosmarie