Messer: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Messer
Links: Aggression, Heros-Prinzip, Phallus, Schwert, Waffe, Schneiden, Schere, Schwert, Dolch, Mord
Definition: Ein Messer ist eine in einen Schaft (veraltet: ein Heft) eingebettete, meist metallene geschliffene Klinge, die seit alters her den Menschen als Werkzeug dient, um vorwiegend Lebensmittel zu zerkleinern.
Information: Das Messer gehört als Werkzeug und Waffe zu den ersten und ältesten Gerätschaften der Menschheit. Das Messer markiert die Stufe, durch die sich der Urzeitmensch vom Affen durch seine Fähigkeit, ein Gerät zu nutzen und für den besseren Gebrauch zu gestalten, abhebt.
Behauene Steine oder Knochen, die zum Schaben, Schneiden oder als Waffe verwendet wurden, gab es schon in der Steinzeit. Aus zugespitzten Steinen (Faustkeil) wurden Schneidwerkzeuge entwickelt und bald mit Klinge und Schaft versehen, Merkmale, die beim Messer bis heute erhalten blieben. In der Bronzezeit finden sich sehr kunstvoll gestaltete und verzierte Messer, die für den Träger auch ein wichtiges Statussymbol darstellten. Mit der Verwendung von Eisen und der damit verbundenen Kunst des Schmiedens fand das Messer im Lauf der menschlichen Geschichte eine zunehmende Differenzierung und zeigt sehr viel von der jeweiligen Stufe der Kulturentwicklung. Messer gibt es in unterschiedlichen Größen, von kleinen handlichen Obstmessern bis hin zum Dolch. Es gibt Klappmesser und Taschenmesser, welche gut mitgeführt werden können, da deren Klinge eingeklappt werden kann. Eine weitere Gattung sind auch Tafelmesser, deren Griffe aus schönem Material (Edelmetall, Horn, Porzellan etc.) und deren Klingen mit abgerundeter Spitze gefertigt sind und bei Tisch benutzt werden. Messer als notwendiger Gebrauchsgegenstand wurden früher häufig mit kunstvollen Verzierungen versehen, so z.B. mit geschnitzten Griffen, mit Einlegearbeiten oder mit Muster- Ätzungen an der Klinge selbst. Zum Schutz der Klinge oder zur Anbringung des Messers am Gürtel oder Sattel haben Messer manchmal eine zugehörige Scheide aus Leder oder Metall, die ebenfalls sehr kunstvoll verziert werden kann. Die meisten Messerklingen sind aus Eisen oder Stahl, heutzutage gibt es auch Klingen aus Keramik. Im Normalfall ist die Klinge einseitig geschärft, es gibt aber auch beidseitig geschliffene Klingen. Wenn man es an einem Stab befestigt, wird es zum Speer.
Mit Messern zerkleinert man im alltäglichen Gebrauch hauptsächlich Nahrungsmittel. Man schlachtet mit Messern, häutet seit der Steinzeit bei der Jagd erlegte Tiere damit und löst Fleisch vom Knochen. Messer werden zum Aufteilen größerer Stücke, beispielsweise Fleisch, oder auch Brot oder Kuchen benutzt. Mit Buschmessern schlägt man sich einen Weg durch das Dickicht frei. Um bei Operationen die Haut zu durchdringen, wird ein Skalpell benutzt. Messer dienen auch im Kunsthandwerk, z.B. zum Schnitzen. Rasiermesser werden gebraucht um den Bart zu entfernen. Das Messer findet sich im Zunftwappen der Fleischer- und Metzgerszunft. In der christlichen Tradition ist das Messer das Attribut des Apostels. Bartholomäus. In archaischen Kulturen gab es Opfermesser zum rituellen Gebrauch. Hier wurden Opfer über heiligen Gefäßen getötet und deren Blut darin aufgefangen, als Symbol für Erneuerung und Befruchtung. Traditionell wird die Beschneidung von jüdischen Männern mit einem Messer durchgeführt, was symbolisch als persönliches Opfer gesehen wird, das für ein größeres, umfassenderes heiliges Bündnis gebracht wird. Früher gehörte das Messer zur Grundausstattung eines Mannes und seine Kostbarkeit verwies auf seinen Stand und seine Macht. Auch heute noch tragen viele Männer (und auch Frauen) ein Taschenmesser mit sich. Wenn ein Kind das erste Taschenmesser geschenkt bekommt, ist es stolz: Denn das heißt, dass die Eltern ihm zutrauen, mit einem solchen gefährlichen Instrument verantwortungsbewusst umzugehen.
Messer sind sehr effektive Waffen im Nahkampf (vgl. den sprichwörtlichen "Kampf bis auf's Messer"). Nur ein Stich in Herz oder Lunge oder ein Schnitt in eine Hauptschlagader führen unmittelbar zum Tode. Da Messer im alltäglichen Umfeld überall greifbar sind, werden sie immer wieder benutzt um Gewalt anzudrohen oder es werden tatsächlich damit Gewalttaten verübt.
Interpretation: Im Aberglauben kommt dem Messer eine große Bedeutung zu, wenn es um Schutz vor zauberischen Mächten, Grenzziehung gegen diese und Bannung von Teufel, Hexe, Werwolf oder auch um das Heben eines Schatzes geht.
In religiösen und kultischen Opferhandlungen und bei der Rache spielte das Messer eine große Rolle. Fesseln werden mit dem Messer durchschnitten. In Filmen sind die Helden oft mit einem Messer ausgestattet. In "Die Dreigroschenoper" von B. Brecht heißt der äußerst aggressive, gefährliche Held "Mackie Messer".
Im Symbol des Messers ist die Polarität sehr eindrücklich: Es kann hilfreich sein, aber auch zerstörerisch und todbringend, je nachdem, wer es in der Hand hält und wozu es verwendet wird. Ein Messer kann trennen, abschneiden, teilen, aber auch befreien und entbinden. Die Nabelschnur des Neugeborenen wird mit einem Messer oder einer Schere durchtrennt. Es dient der Nahrung und dem Schutz ebenso wie dem Heilen und dem Töten. Das Messer gehört zum Bereich des männlich-aktiven Prinzips, der Aggression in der positiven u. negativen Wirkung, hat mit Aktivität, Stärke, Trennung, Teilung, Entscheidung, Grenzziehung, Befreiung zu tun. Die Schärfe und die Spitze ist beim Messer wichtig, ersteres spricht eher Trennung und Teilung an, letzteres mehr Angriff und Verteidigung.
Das Messer steht allgemein für den Intellekt, der Überflüssiges vom Wesentlichen unterscheiden kann.Jemand hat einen messerscharfen Verstand, heißt, dass derjenige sehr klar und analytisch (zerlegend) denken kann.
Man soll keine Messer verschenken, denn es wird gesagt, das würde die Freundschaft zerschneiden. Man kann auch jemanden mit Blicken erdolchen.
Die Schneide des Messers trennt diesseits und jenseits, so wie ein Berggrat zwei Täler trennt. Viele Redewendungen verweisen auf diese symbolischen Bedeutungen: "Mir geht das Messer in der Tasche auf" "Ein Messerheld", "ein Kampf bis aufs Messer" oder Romantitel wie "Auf Messers Schneide" (S. Maugham)
„Auf Messers Schneide stehen“ bedeutet, der Kulminationspunkt einer Entwicklung ist erreicht, man ist in einem Zustand höchster Anspannung, bei welchem keinerlei Spielraum mehr bleibt und nur noch abgewartet werden kann, ob sich etwas zum Guten oder Schlechten hin entwickeln wird.
Messer werden auch benutzt um sich selbst zu verletzen und sich durch den Schmerz besser zu spüren, aber auch zu zwanghaften Selbstverstümmelungen oder Tierschändungen als Ausdruck perverser Verkoppelung von Emotion und Aggression.
In Träumen und Fantasien taucht das Messer oft auf, wenn es um eine stärkere Entwicklung der aggressiven Seite, um Ablösung aus dem symbiotischen Verbundensein mit dem Mütterlichen (die Durchtrennung der Nabelschnur sozusagen), die Entwicklung der aktiven, männlichen Anteile, Ich-Stärkung und klarere Trennung zwischen Bewusstsein, Ich und Unbewusstem geht.
So träumte ein für ihr Alter noch viel zu sehr mit der Mutter verknüpftes Mädchen, das ohne die Mutter sehr unter Ängsten litt und unselbstständig war, vom goldenen Messer, das unter einem Tuch verborgen lag. Als sie es der Mutter zeigen wollte und die Mutter das Tuch wegzog, lagen statt des Messers Süßigkeiten darunter: Hinweis darauf, dass in der Beziehung zur Mutter die aggressive, grenzziehende Seite ausgeklammert wurde. Das Gold des Messers lässt vermuten, dass die Entfaltung der männlichen Seite eine Kostbarkeit für das Kind bedeutet, die es für seine Weiterentwicklung zu erringen gilt.
Ein anderes sehr braves Mädchen malte sich mit dem Messer in der einen Hand und einer Glühbirne in der anderen: "Das ist die andere M. Die hat ein Messer in der Hand". Bei ihr ging es um die "Beleuchtung", die Bewusstmachung und Integration der aktiven, zupackenden, wehrhaften Seite, die im Schatten lag.
Letztendlich geht es immer darum, aus der Funktion des Messers im Traum seine Bedeutung für den Träumer zu erschließen.
Literatur: Standard
Autor: Steigenberger, Maretta; Huber-Klein, Birgit