Hund: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Hund
Definition: Kleines bis mittelgroßes Säugetier, das besonders wegen seiner Wachsamkeit u. Anhänglichkeit, sowie seinem gut ausgebildeten Gehör - u. Geruchssinn und der Fähigkeit zu bellen und zu beißen, schon sehr früh vom Mensch domestiziert wurde. Neue Funde aus Mittel- (Mähren) und Osteuropa (Russland, Ukraine) lassen die Anfänge der Domestikation in die Zeit zwischen 18 000 und 25 000 v. Chr. zurückverfolgen.
Information: Wie vor ihm der Wolf, so ist der Hund als ältestes Haustier der Begleiter zahlreicher antiker Gottheiten.
Interpretation: Wie die bekannte Skulptur der etruskischen Wölfin oder die Darstellung der griechischen Artemis als gebärende Hündin zeigen, fügen sich Wolf und Hund als Sakraltier universaler Göttinnen in den Leben-Tod-Leben-Rhythmus ein. Dies erklärt auch seine symbolische Nähe zum Mond, was er mit seinem Anheulen des nächtlichen Gestirns zu bestätigen scheint. In der griechischen Antike zwei- oder dreiköpfig dargestellt, trägt der mythische Hund die Farben der Mondphasen weiß-rot-schwarz.
Erst in klassischer Zeit wird Kerberos zum Höllen- und Totenhund, nachdem vor ihm die Göttin Hekate auf eine Todesgöttin reduziert wurde. Dagegen behält der Hund als Begleiter von Hermes, dem Seelenführer, und des Heilgotts Aeskulap seinen Wandlungscharakter. Seine Spürnase prädestiniert ihn zum Pfadfinder durch die Nacht des Todes und des Heilschlafs zur Wiedergeburt. Auch der ägyptische Totengott Anubis tritt in Schakalgestalt oder schakalköpfig auf, und das hellleuchtende "Hundegestirn" Sirius galt den alten Ägyptern als Garant der Auferstehung. Besonders indianische Kulturen verehren Wolf und Hund (Kojote) als heilige Tiere. Romanische Steinreliefs in frühchristlichen Kirchen bewahrten in ihren Spiralbändern die ursprüngliche Bedeutung des "laufenden Hundes", wenn darin der Hund mit seiner wechselnden auf- und abwärts gerichteten Körperhaltung den Leben-Tod-Leben Rhythmus mit vollzieht.
In der patriarchalen Umwandlung der östlichen Mythologie wird der Hund wie andere Tiere des matrizentrischen Pantheons (Kuh, Esel, Schwein und Ziege) zum unreinen Tier gestempelt oder verachtet. Dies gilt bis heute für den Islam. Nach der Christianisierung Europas verwies man im Mittelalter den Hund in den Bannkreis der Hexen. Der schwarze Pudel gilt gar als Erscheinung des Teufels, worauf Goethe im Faust anspielt. Redewendungen wie "Hundeleben" oder "auf den Hund kommen", bezeichnen elende Zustände; die Schimpfwörter "fauler Hund", "blöder Hund" oder "feiger Hund" spiegeln seine Verachtung. Im Aberglauben galt der Hund als Geisterseher und Witterer des Todes und wurde daher zum Orakeltier, aus dessen Bellen und Verhalten man Schlüsse auf die nahe Zukunft zog.
Im Gegensatz zu seinem bis heute tieferen Rang in den romanischen Ländern gewann er im neuzeitlichen Mittel- und Nordeuropa viel Sympathie. Man rühmt seine Treue und schätzt ihn als Wachhund und Jagdbegleiter. In den Träumen heutiger Menschen hat er häufig eine negative Färbung. Als angsterregendes Tier stellt er sich als Warner vor Gefahren in den Weg oder vertritt das Über-Ich und die davon ausgehenden "Gewissensbisse". Auch die Hundephobie deutet solche Zusammenhänge an.
Literatur: Standard
Autor: Meier-Seethaler, Carola