Solutio: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Solutio

Links: Albedo, Alchemie, Chaos, Coniunctio, Lapis, Materia prima Mortificatio, Nigredo, Rubedo, Selbst, Stein, Taufe, Tod, Unus mundus Wasser

Definition: Die Solutio ist eine alchemistische Operation (Alchemie, Opus magnum), bei der ein fester Stoff in einer Flüssigkeit aufgelöst oder z. B. durch Schmelzung verflüssigt wird.

Information: Zur Solutio gehört das Element Wasser, sie steht unter der Einwirkung des Mondes. Die Solutio dient v. a. der Rückführung der Materie in ihren undifferenzierten Urzustand, der Prima materia. Durch die Solutio wird die Form eines Stoffes aufgelöst, in der Coagulatio eine neue Form erzeugt.

Interpretation: „Solve et coagula“ („Löse und Verfestige“) ist ein Grundmotto der Alchemie und entspricht dem „Stirb und Werde“ (Wiedergeburt). Die Solutio beinhaltet das Enthaltensein in etwas Größerem, dem Lösungsmittel, was mit dem Eingehen in den Mutterschoß (Inzestmotiv, Regression) verglichen wird, die Solutio verbindet sich dann mit der Coniunctio. Psychologisch ist oft der Eros das Mittel der Solutio, wie z. B. in R. Wagners „Tristan und Isolde“ („ertrinken – versinken – unbewusst – höchste Lust“, zitiert nach Edinger, 1990, S. 71). Hier wird die Solutio als uroborischer Inzest (Ursprung) lustvoll erlebt, grundsätzlich aber hat die inzestuöse Auflösung in der Solutio etwas Bedrohliches. Das Lösungsmittel der Solutio kann die umfangreichere Sichtweise des Therapeuten sein, die auflösend auf verfestigte Persönlichkeitsstrukturen wirkt, aber auch Behälter im Sinne eines Containing sein kann

Die Solutio verdeutlicht sich in der Symbolik der Taufe, in der Vereinigung mit Christus geht das Ich mit dem Selbst eine Verbindung ein. Die Sintflut ist eine kosmogonische Version der Solutio Der Dionysos-Mythos enthält Motive der Solutio wie die Zerreißung durch die Mänaden und die orgiastische Triebhaftigkeit mit ihrer rauschhaften, ekstatischen Auflösung. Das Element Wasser verkörpert das dionysische Fruchtbarkeitsprinzip. Im Rosarium philosophorum stellt das Eintauchen in das Gefäß in Bild 4 und Bild 12 die Solutio dar, in Bild 8 das Fallen des Taus, des heilenden Wassers der göttlichen Weisheit, welches die aqua permanens bzw. der flüssige Stein der Weisen ist. Nach Jung (GW 16, S. 297ff) bedeutet dies die Wiederentdeckung des Gefühls.

Literatur: Standard, Edinger (1990)

Autor: Krapp, Manfred