Pentaolon-System: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Pentaolon-System

Links: Anima, Animus, Bios-Prinzip, Eros-Prinzip, Fünf, Heros-Prinzip, Logos-Prinzip, Mandala, Mutter, große, Vater, großer, Mystos-Prinzip, Selbst, Vier

Definition: Das Pentaolon-System (griech. pent: fünf; griech. holo: ganz) ist ein symbolisches Orientierungsschema, das die wesentlichen archetypischen Dimensionen (Archetyp) der Persönlichkeitstheorie der Analytischen Psychologie in einem Mandala-Modell zusammenfasst.

Information: Um sich in der Fülle und Vielschichtigkeit der universalen Motive, Gestalten und deren Beziehung zueinander zu orientieren, wird in der Analytischen Psychologie häufig eine Vierer-Systematik, ein Quaternitätsmodell, (Beziehungsquaternio, Quaternität) verwendet. In seinem Aufsatz: "Die Struktur und Dynamik des Selbst" hat Jung (GW 9/2, § 347) verschiedene Aspekte des Selbst in einer solchen Struktur dargestellt und mit der alchemistischen Lehre von den vier Elementen und dem Stein der Weisen in Beziehung gesetzt. T. Wolff (1959) hat eine Beschreibung von vier Strukturformen der weiblichen Psyche gegeben: die Mutter, die Mediale, die Hetäre, die Amazone. Whitmont (1969) teilte die Yin und Yang -Prinzipien - ähnlich wie Neumann (1956) mit seinem Elementar- und Wandlungscharakter den Archetyp der Großen Mutter - in jeweils zwei Pole, einen statischen und einen dynamischen. Daraus ergaben sich vier Aspekte, die er mit Logos und Großer Mutter (statisch) und Mars und Aphrodite (Eros) charakterisierte. R. Moore und D. Gillette (1992) haben vier ganz ähnliche archetypische Bereiche unter der Bezeichnung König, Krieger, Magier und Liebhaber in ihrer Bedeutung für die männliche Psyche ausführlich beschrieben.

Die großen, archetypischen Themen der Menschheit lassen sich anscheinend immer wieder auf vier oder fünf Faktoren zurückführen, die sich beispielsweise auch im natürlichen Familiensystem Mutter (Mutterarchetyp), Vater (Vaterarchetyp), Sohn und Tochter abbilden, das wiederum auf eine der humanen Ur-Polaritäten Männlich-Weiblich beruht. Mutter und Vater repräsentieren hierbei eher die älteren, stabilen und konservativen Aspekte, Sohn und Tochter mehr die jüngeren, dynamischen und progressiven Tendenzen der weiblich-männlichen Urpolarität. Die Familie als Keimzelle und Ganzes wäre dann das verbindende fünfte Prinzip.

Interpretation: Das Zentrum des Pentaolon-Systems bezeichnet die letztlich unerkennbare und unfassbare Mitte, den Ursprungszustand der Einheit, das unerkennbare Mysterium, die Quelle, aus dem das Leben hervorkommt und sich in einem Prozess dauernder Polarisierung und Wandlung ausdifferenziert (Mystos-Prinzip). Das Yin/Yang-Symbol weist auf den grundsätzlichen Polaritätscharakter aller seelischen Vorgänge und dessen schöpferischer Dynamik hin. Der umfassende äußere Kreis symbolisiert die bewusst gewordene Einheit und Ganzheit des Menschen als Ziel des Prozesses.

Das Bios-Prinzip umfasst die materiell-biologischen Grundlagen der Existenz. In den traditionellen Symbolsystemen wird das Bios-Prinzip häufig mit dem weiblichen Ur-Prinzip, der Großen Göttin oder Großen Mutter (Mutter, große) verbunden. Diesem Prinzip gegenüber polar angeordnet - aber niemals als ausschließender Gegensatz gemeint - steht das Logos-Prinzip, das die geistige Dimension bezeichnet. Die traditionellen Symbolsysteme sehen in ihm das oft männliche Ur-Prinzip, den männlichen Geist, Schöpfer-Gott oder den Großen Vater (Vater, großer).

Der nächste universale Faktor ist das Heros-Prinzip, das die vorwärts drängende Energie, den Drang und die Kraft zur autonomen Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung (Individuation, Principium individuationis) verleiht. Das polare Gegen- und Ergänzungsprinzip hierzu ist das Eros-Prinzip der Beziehung, Liebe, Schönheit (Schönes), der Freude und der Harmonie. Die vier Prinzipien sind verschiedene Aspekte eines umfassenden Ganzen.

Dieses Ganze wird als fünftes Prinzip, als das schöpferische Mysterium oder Mystos-Prinzip bezeichnet, denn dieses Ganze ist aus verschiedenen Gründen niemals vollständig erkennbar. Innerhalb der menschlichen Psyche ist Mystos deckungsgleich mit dem Begriff des Selbst der Analytischen Psychologie (Selbst). Er ist das Mysterium der sich selbst organisierenden, schöpferischen Einheit und Ganzheit des Seins, aus der sich die beschriebenen anderen Faktoren in einem andauernden Wachstums- und Veränderungsprozess herausdifferenzieren (Differenzierung) und hineinintegrieren (Integration). Die Orientierung auf diese Ganzheit hin ist das Ziel aller religiösen Systeme (Religion) und des Individuationsprozesses.

Literatur: Standard, www. pentaolon. de

Autor: Müller, Lutz