Segen

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Keyword: Segen

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Definition: Im Segnen in geschieht nach religiöser Auffassung die Übertragung von stärkenden Kräften und heilenden Lebensenergien auf eine andere Person, eine Gruppe oder die ganze Gemeinde. Im Ritual des Segnens geschieht dies z. B. durch die symbolische Geste der Handauflegung und durch das Kreuzschlagen die genannte Kraftübertragung. Dieses Verständnis leitet sich von dem lateinischen Wort Signare ab, welches bedeutet: "Mit einem Zeichen (Signum) versehen, versiegeln." Damit wird der Gesegnete unter den Schutz Gottes gestellt. Dies geschieht besonders häufig am Schluss eines Gottesdienstes mit dem Segensspruch: "Der Herr segne dich und behüte dich!"

Information: Siehe Interpretation.

Interpretation: Im Segnen gehören die symbolische Handlung und die Segensworte zusammen. In der biblischen Überlieferung wird der Segen häufig im Zusammenhang mit dem Fluch genannt. Während die Wirkmacht des Segens durch den Zuspruch von heilvollen Worten und Wünschen zu einer positiven Lebenssteigerung führt, wirkt die unheilvolle Kraft des Fluches negativ, indem Menschen oder Tiere krank werden oder die Natur zerstört wird.

Die genannten Zusammenhänge finden sich auch in vielen Märchen, wie z. B. in "Dornröschen", indem die weisen Frauen gute Wünsche aussprechen und eine Fee den Fluch, der Unglück bringt. Aus dem Gesagten geht hervor, dass Segnen im weitesten Sinne bedeutet Gutes zu sagen, indem das Gute und Heilende benannt wird und in den Empfängern des Segens diese Gaben evoziert und stärkt.

Es gibt viele Lebenssituationen, in denen es Sitte geworden ist, einander Gutes zu wünschen und zu segnen, wie z. B. bei der Geburt eines Kindes und dessen Taufe, bei der Eheschließung, der Ordination und Amtseinführung oder bei der Aussegnung anläßlich einer Beerdigung. Darüber hinaus gibt es in den zwischenmenschlichen Beziehun-gen viele Spielarten des Segen in dem Eltern mit ihren kleinen Kindern im Gute-Nacht-Ritual singen und beten und damit eine tiefe Verbundenheit erfahrbar machen.

Auch Liebespaare, Ehepaare oder Freunde können sich beim Abschied segnen, indem sie einander Gutes wünschen. Auch in therapeutischen Prozessen ereignen sich in der Übertragung und Gegenübertragung durch die vertrauensvolle Beziehung ohne ausdrückliche Gebärden und Worte des Segens unterschwellig heilende Begegnungen. Auch in den Imaginationen und Träumen ereignen sich Segenskräfte zur Ganzwerdung der Person und Heilung der neurotischen Lebensschwierigkeiten.

Durch C. G. Jung können wir dazu ermutigt werden, die spirituelle Dimension der Seele und des Lebens neu zu entdecken und das, was mit Segen eigentlich gemeint ist, zur Heilung zu nutzen, indem er schreibt: "Jeder krankt in letzter Linie daran, dass er das verloren hat, was lebendige Religionen ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben haben, und keiner ist wirklich geheilt, der seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht, was mit Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche natürlich nichts zu tun hat" (GW 11 § 509).

Nach meinen Erfahrungen in der Traumtherapie können besonders auch religiöse Traumsymbole zu Mittlern des Segens werden. Schließlich möchte ich noch auf den Begriff des Numinosen hinweisen, der in der Tiefenpsychologie häufig verwendet wird, um das Wirken von transzendenten Kräften in den Archetypen und Energiefeldern der Seele auszudrücken. Auch wenn der Begriff des Numinosen mit seinen zahlreichen Aspekten nicht deckungsgleich ist mit dem Segen, ist beiden die Erfahrung einer überpersönlichen Kraft und eine starke Ergriffenheit eigen. Auch der Doppelaspekt von Segen und Fluch findet sich wieder in der Verzauberung einerseits und in der Besessenheit andererseits.

Literatur: Standard

Autor: Hark, Helmut