Hahn

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Keyword: Hahn

Links: Anfang, Aufstieg, Morgen, Sonne, Tier

Definition: Bezeichnung für das Männchen bei Hühnervögeln u. a. Vogelgruppen.

Information: Das gemeingermanische Wort mhd. hane, ahd. hano, got. hana, aengl. hana, schwed. hane ist eine Substantivbildung zu der idg. Wurzel kann (= singen, klingen, tönen), vgl. z. B. lat. canere (=singen, klingen) und griech. ei -kanós „Hahn” (eigentlich „in der Morgenfrühe singend”). Hahn bedeutet also ursprünglich „Sänger”.

Interpretation: Der Hahn spielt im Volksaberglauben eine große Rolle. Wie die schwarze Henne unter anderem dort den Tod symbolisiert, so steht der schwarze Hahn für den Teufel schlechthin: Menschen, die das Krähen des Hahnes nicht ertragen können, stehen unter Verdacht, mit dem Teufel im Bunde zu sein. So steht der rote Hahn wegen seines feuerroten Kammes für die Feuersbrunst, vernichtet Hab und Gut. Zunächst jedoch ist der Hahn im Volksglauben ein Orakeltier, das vor allem mit seinem Krähen vielerlei vorauskündet. Stirbt der Haushahn, so muss auch der Hausvater sterben. Die positive Symbolik überwiegt jedoch. Mit seinem Krähen kündigt er den Tag an und verscheucht damit die Dämonen der Nacht. Überhaupt gilt der Hahn infolge seiner Wachsamkeit als ein Dämonen abwehrendes Tier, und als Warner vor teuflischem Tun wie wir dies besonders in der christlichen Tradition kennen, als der Hahn bei der Verleugnung von Petrus dreimal krähte und ihn damit an sein Versagen erinnerte. Die frühe christliche Ikonographie behandelt das Thema sehr häufig Beispielsweise auf Sarkophagen, wovon sich mindestens zwölf allein im Lateranmuseum in Rom befinden. Ebenso häufig gilt jedoch in frühchristlicher Deutung der Hahn als Künder des Tages, als Auferstehungssymbol und als Symbol für die Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag. Der häufig auf Kirchturmspitzen angebrachte, wegen seiner hohen Position als erster von den Sonnenstrahlen berührte Wetterhahn symbolisiert den Sieg des Lichtes Christi über die Macht der Finsternis.

So galt er auch bei den Syrern und Ägyptern als das Sonnensymbol und entsprechend auch als Symbol des Feuergottes. Bei den Griechen war er ebenfalls dem Apollon als Sonnengott heilig, der Pallas Athene als Symbol der Wachsamkeit, dem Ares als Symbol für Kampflust und Kampfbereitschaft, ferner dem Hermes, dem Äskulap, der Demeter und der Persephone.

Die Darstellung des "Abraxas" (magische Zauberformel) mit dem Hahnenkopf taucht in spätrömischen Amuletten und Gemmen auf und spielt heute noch eine gewisse Bedeutung in der Symbolik nordamerikanischer und französischer Okkultisten: Ein Krieger, dessen Beine zwei gewundene Schlangenleiber sind, trägt dort als Haupt den Kopf eines Hahns. Der Sinn der Abraxas -Amulette ist, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden, sie sollen aus Schlaf und Trägheit wecken.

Der Hahn ist auch als Grenzwächter zu verstehen, deswegen steht an der Schwelle des Reiches der germanischen Unterweltsgöttin ein rostbrauner Hahn, der die Eintretenden begrüßt.

Sein starker Fortpflanzungstrieb ließ den Hahn weiterhin zu einem Fruchtbarkeitssymbol werden, so ist das Hahnenopfer zum Beispiel verschiedentlich Bestandteil von Ernteriten.

Den Beobachtungen am Hühnerhof und dem verbreiteten Gebrauch der Hahnenkämpfe ist die häufige Darstellung aufeinander losgehender Hähne als Bild von Zorn, Streitsucht und Gewalttat entnommen, steht jedoch auch für Kühnheit und Mut beim Mann, der Hahn ist hier also ein deutlich maskulines Symboltier, wie dies in Sprichwörtern und Redensarten auch zum Ausdruck kommt. Da taucht der Hahn oft als stolzer und eitler Vogel auf, der aufgrund seiner Stimme, seines Kammes, seiner Sporen und seines Gehabes am Hühnerhof den potenten, gelegentlich auch geilen Mann symbolisiert, wovon schon Seneca gesprochen hat, wenn er sagt: "Der Hahn ist Herr in seinem Hause". Ein geflügeltes Wort spricht vom "Hahn im Korb". Hier wird die Überlegenheit des Mannes über der Frau apostrophiert. Der Hahnrei andererseits ist der Spottname für den betrogenen, gehörnten Ehemann, der seine Frau nicht mehr im Griff hat, die "fremd geht". Das aus dem Niederdeutschen stammende Wort "Hahnrei" bezeichnet eigentlich einen kastrierten Hahn, dem man die abgeschnittenen Sporen wie Hörner in den Kamm einpflanzte, wo sie festwuchsen. Ursprünglich ist jedoch zu vermuten – so belegen mundartliche Verwendung und volkstümliche Darstellung -, dass der Hahnrei den besonders potenten Ehemann bezeichnete oder eine erotische Symbolfigur wie beispielsweise Papageno in Mozarts "Zauberflöte" verkörperte. Erst seit dem 14. Jh. wird Hahnrei in ironischer Umkehrung auf den sexuell trägen bzw. betrogenen Ehemann angewandt.

Bei der tiefenpsychologischen Deutung des Hahnes ist es also aufgrund der Vielschichtigkeit der Symbolik des Hahnes von erheblicher Bedeutung, in welcher Form der Hahn im Traum oder in einer Imagination auftritt. Auch ist von entscheidender Bedeutung, bedenken wir die Symbolik des Hahnes, ob ein Mann oder eine Frau von einem Hahn träumt. Eine Bedeutungsebene ist sicher bei beiden, dass der Hahn unbewusst als Grenzwächter zwischen Unbewusstem und Bewusstem steht bzw. als einer, der den Tag ankündigt. Psychologisch also dem Träumer zu verstehen gibt, dass es Zeit ist, sich etwas wichtiges bewusst zu machen, also "dem Licht zuzuführen". Taucht der Hahn jedoch als "Hahn im Hühnerhof" auf, so liegt der Schwerpunkt der Deutung mehr auf dem Spannungsfeld des Männlich-Weiblichen und der Vorherrschaft des Männlichen, was es unter Umständen zu hinterfragen gilt.

Literatur: Standard

Autor: Henzler, Christa