Fenster

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Keyword: Fenster

Links: Auge, Extraversion, Haus, Licht, Jenseits

Definition: Das Fenster (lat. fenestra) ist eine (meist verglaste) Öffnung, die Licht in einen geschlossenen Raum dringen lässt.

Information: Das Wort Fenster wird aber auch in anderen Zusammenhängen verwendet, z. B. Fensterbriefumschlag, Zeitfenster. Das Auge gilt als Fenster der Seele. Das amerikanische weltweit am meisten genutzte Betriebssystem für Personalcomputer nennt sich Windows (Microsoft), weil das Progamm mit einer Fenster-Architektur arbeitet, inder sich die Anwendersoftware in vielen Fenstern öffnen kann.

Interpretation: Fenster sind ein Symbol für die möglichen Verbindungen zwischen den inneren Räumen eines Hauses und der Welt da draußen. Sowohl sakral als auch profan ist der Hauptzweck des Fensters der Durchlass von Licht. In der sakralen Architektur sind Fenster spirituelle Sinnbilder zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen dem weltlichen Bereich und dem Reich Gottes. Es geht dabei um das göttliche Licht, das den heiligen Raum mit dem Geist Gottes erleuchtet.

Auch in archaischen Kulturen schon, bei den Kelten, Ägyptern etc. waren Fenster in sakralen Bauten so angeordnet, dass zu bestimmten immer gleichen Zeiten ein gebündelter Strahl auf das Heiligtum fiel. So steht es symbolisch auch für die Empfänglichkeit oder Empfangsbereitschaft eines Menschen.

So hatte der Prophet Daniel (6, 11) während der Zeit seiner Verbannung, während er betete, ein geöffnetes Fenster in Richtung Jerusalem als spirituelles Zentrum. Fenster heißt altgriechisch "phos" was zugleich auch Licht bedeutet, daher hat das Licht, das durch die Fenster der Kathedralen und Kirchen hineinstrahlt, eine religiöse Bedeutung. Besonders die Farbverglasungen seit der ersten Jahrtausendwende symbolisieren die Herrlichkeit und den Glanz des himmlischen Jerusalem und der geistigen Welt.

In der Jüdischen Mythologie wird gesagt, Gott habe für jeden Tag ein Himmelsfenster, um immer bei den Menschen sein zu können.

Fenster trennen wie Türen auch ein Drinnen und Draußen, das Diesseits vom Jenseits. Ebenso sind es die Pforten, durch die beim Tod die Seele entweicht. Sie werden oft als sie sensiblen, verletzlichen Stellen des Hauses erlebt und besonders gesichert. Es ist auffällig, dass in alten unbewohnten Gebäuden zuerst die Fenster eingeschlagen werden und dann das ganze Haus unbewohnt und verlassen wirkt.

Fenster haben auch die Funktion der Kommunikation und es Kontakts zur Außenwelt. Menschen stehen oft am Fenster und beobachten die Vorgänge auf der Straßen oder unterhalten sich mit Nachbarn. Dieser Aspekt zeigt sich auch in Redewendungen: Fensterln ist der heimliche Beginn einer amourösen Liebschaft. Fensterreden sind unnütze oder ungehört verhallende Reden. Jemand ist weg vom Fenster weist auf einen öffentlichen Bedeutungsverlust, aber auch auf den Tod. Man sieht den Betreffenden nicht mehr am Fenster.

Wenn jemand in der therapeutischen Arbeit träumt, dass er aus dem Fenster schaue, so ist dies häufig ein Symbol für die Entwicklung von der Introversion zur Extraversion, als ein Blick nach draußen in die äußere Realität, in die Welt, wenngleich man aber auch immer noch im geschützten Bereich des Hauses ist. Man kann sich aber auch "zu weit aus dem Fenster lehnen oder hängen" und dabei das Gleichgewicht verlieren, was bedeutet, dass man sich zu weit herauswagt, exponiert und dabei zu Schaden kommt.

Literatur: Standard, Neuhardt, 1978

Autor: Hark, Helmut; Knoll, Dieter