Alpha und Omega

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Keyword: Alpha et Omega

Links: Alphabet, Anfang, Ende, Buchstabe

Definition: Alpha und Omega, erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets, auch übersetzt als das A und O, Anfang und Ende, das Erste und das Letzte, stehen als biblische Metapher für das allumfassende, ewige Sein und Wesen Gottes und der Schöpfung.

Information: Das griechische Alphabet wird im Mythos den Moiren, den Schicksalsgöttinnen, zugeschrieben, die den Lebensfaden bemessen. Heilige Buchstaben, Silben, Zeichen und Worte können Geheimzeichen sein, wie etwa XP für die frühen Christen. Sie sind vor allem auch lebendiges Symbol für etwas, das mit vielen Worten und Begriffen nicht präziser und treffender sagbar ist. AO zieren Kruzifix, Bischofsstäbe, Altardecken, Reichsbanner u. a. Insignien der Macht. Im Mittelalter stehen sie auf den Buchdeckeln des von Christus, dem Weltenrichter, gehaltenen Buchs des Lebens, oft werden sie in Grabsteine gemeißelt, um auf Anfang und Ende in Gott zu verweisen. Im Schlusskapitel des Neuen Testament, der Offenbarung, werden Anfang und Ende, Erster und Letzter, mit dem Alpha und Omega bzw. dem A und O und diese mit Christus verbunden: "Siehe:, ich mache alles neu [...]. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende" (Offb. 21,5f) und "Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende" (Offb. 22,13). Damit wird die göttliche Macht, Schöpfung zu begründen und zu zerstören bestätigt und eine neue und ewige Schöpfung angekündigt.

Interpretation: Alpha und Omega oder A und O als Anfang und Ende sind z. B. Geburt und Tod, kennzeichnen die ewige Enantiodromie, d.h. das Wissen von dem Umschlagen eines Zustandes in sein Gegenteil. Sie können als solche auch im Tai-Chi Zeichen als hell und dunkel, weiblich und männlich, Tag und Nacht ausgedrückt sein.

Aus der sakralen hat sich die profane Bedeutung von Alpha und Omega als A und O entwickelt. Das A und O einer Sache ist das Höchste und Wichtigste, das Zentrale und Wesensgemäße, das Eigentliche, das Allumfassende, der Anfang und das Ende, das Gesamte, das Große. Sprachweisheit setzt fast unmerklich zwei Buchstaben in den Singular, macht sie zu einer Einheit: Darin kann das unbewusste Wissen von der Einheit und dem Kreislauf der Gegensätze ausgedrückt sein: das eine ist nicht ohne das andere, der Anfang nicht ohne das Ende. So wird Alpha und Omega wie auch A und O zur Signatur für den Archetyp des Selbst.

Eine Frau berichtet in der Therapie von einer tröstenden Kindheitsvorstellung über ein auf einer Altardecke aufgesticktes Alpha und Omega: Das Alpha war für sie aufrecht, aktiv, der Morgen, der Anfang, Arbeit, Anstrengung, Angst. Es drückte für sie Mühe und Schwere des Daseins aus. Das Omega umfasste das Alpha. Im Omega konnte sie sich beschützt und geborgen fühlen, ausruhen. Vor allem gab es ihr ein merkwürdig unheimliches Gefühl: Man kann das O auch anders schreiben, als sie es bisher gelernt hatte. Es gab noch eine andere, eine größere, umfassendere, offenere und doch geschützte Wirklichkeit, habe ihr das klar gemacht und mit dieser Gewissheit habe sie besser leben können.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette